Das Schnellboot kam wie aus dem Nichts. Der Motor jaulte immer lauter auf, der Rumpf des Bootes wummerte bei jeder Welle, in die es fiel. Dann peitschten Schüsse. So kündigen sich im Golf von Aden Gäste an. Die Besatzung des Marine-Versorgers „Spessart“ der deutschen Bundesmarine, die dort im Wettbewerb mit den anderen NATO-Schiffen der Mission Atalanta um die Sterne im aktuellen Duchemin eifert, wurde allerdings nicht überrascht. „Deutsche Küche geniesst hier unter den Piraten inzwischen einen sehr guten Ruf, genauso wie deutsche Gastlichkeit und der Komfort unserer Schiffe. Wir sind auf die nächsten zehn Jahre mit Vorbestellungen durch hungrige Fischer ausgebucht und müssen uns jedesmal ärgern, wenn wir am Telefon sagen müssen, dass wir schon belegt sind“, so der Kapitän der „Spessart“, „zumal sich hartnäckig das begründete Gerücht hält, wer einmal unser Deck betreten hat, hat zugleich einen Daueraufenthalt in Deutschland gewonnen.“
So steuern immer wieder begeisterte somalische Gäste spontan die „Spessart“ und andere deutsche Schiffe an, um Eisbein mit Sauerkraut zu bestellen oder Labskaus. Oder, um sich vom blonden Hans mit einem Martini auf Eis und einem anschliessenden Ganzkörperpeeling auf dem Sonnendeck verwöhnen zu lassen. Während der Rest der Mannschaft ihre Waffen reinigt, was zum Service dazugehört. „Und das mit den Schüssen, das ist einfach Höflichkeit“, erörtert die Bordpsychologin, Barbara Schönewetter, schliesslich haben unsere Mädchen und Jungs, die hier auf Wacht für den Weltfrieden stehen, nicht den ganzen Tag leckeres Essen auf dem Herd und kalte Getränke zur Hand, irgendwann müssen sie ja auch einmal ausspannen.“
Allerdings war dieses Mal alles ganz anders. Unfairerweise versuchte die griechische Fregatte „Psara“, die im kulinarischen Wettbewerb hinter den Deutschen liegt, die somalischen Gäste der „Spessart“ abspenstig zu machen. Total verwirrt und bedrängt, von soviel Aufmerksamkeit, und um die Besatzungen der „Spessart“ und der „Psara“ nicht zu beleidigen, entschieden sich die Besucher für die gewohnte Gastlichkeit der „Rheinland-Pfalz“, deren Gaumenfreuden in Flibustierkreisen auf allen sieben Weltmeeren weithin berühmt ist. Denn auch hier gilt, was der Pirat nicht kennt, das frisst er nicht.
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