Der Botschafter von Südland hat inzwischen eine scharfe diplomatische Note an die Bundesregierung gerichtet und mit dem Abzug aller Südländer gedroht, sollten sich derartige südländerfeindliche Vorfälle wiederholen. Gewarnt wird auch vor Autofahrern, die gezielt nach Trampern aus Südland suchen, um sie dann wegen ihres südländischen Aussehens schwer zu mißhandeln. Seit diesem südländerfeindlichen Akt ist die Anzahl junger Südländer, die von Autos mitgenommen werden wollen, in denen Personen sitzen, die südländerablehnende Haltungen aufweisen, stark zurückgegangen.
Für die Wirtschaft im Salzlandkreis werden daher schwere materielle Einbußen befürchtet, stellen doch hier die Südländer, wie allgemein in Deutschland, das Rückgrat der deutschen Industrie. Das Bündnis für Demokratie und Toleranz hat aus diesem Anlaß angekündigt, den „Rebekka K.-Preis“ für Zivilcourage zu vergeben.
Auch in den Bezirken Magdeburg und Halle lieferten am gestrigen Wahltage die Bürger unserer Republik wieder den überzeugenden Beweis, daß der Kurs der Sozialistischen Einheitspartei richtig ist, weil die Theorien von Marx, Engels und Lenin wahr sind. Bei milden Temperaturen und Sonnenschein, einem Geschenk der Großen Vorsitzenden, holten die Kleingärtner das letzte Obst von den Bäumen, ehe sie in die Wahllokale eilten, um mit ihrem „Ja“ ihr Vertrauen den Kandidaten der Nationalen Front auszusprechen.
Obwohl von den Kirchen, als Relikten einer vergangenen, überwundenen Zeit, gegen die Wahl geläutet wurde, ließen sich die klassenbewußten Arbeiter, Bauern und Angehörigen der werktätigen Intelligenz nicht darin beirren, für die Fortführung der Deindustrialisierung und Deelektrifizierung ihres Landes und ein gesichertes Grundeinkommen zu stimmen, das insbesondere in den westlichen Teilen unserer größeren Republik erarbeitet werden soll, als sozial gerechter Ausgleich und Buße für die Beschäftigten, willige Helfer des Kapitals und der ewig Gestrigen gewesen zu sein.
Im Gegensatz zu den vergangenen Wahltagen lag die Wahlbeteiligung nur bei 60 Prozent. Das war der Anwesenheit der OSZE-Wahlbeobachter geschuldet, viele Bettlägerige, Kranke und Alte konnten so, wie sonst üblich, nicht in die Wahllokale getragen werden, auch wurde darauf verzichtet, säumige Wähler zur Wahl zu komplimentieren, obwohl sich die sozialistischen Jugendorganisationen dazu freudig verpflichtet hatten.
Nun jährt sich auch wieder der Tag, als die Arbeiter und Bauern Westdeutschlands machtvoll dafür stimmten, der Deutschen Demokratischen Republik, dem ersten Arbeiter und Bauern-Staat auf deutschem Boden beizutreten. Zwanzig Jahre wird es nun her sein, als die Bürger Westdeutschlands forderten, ihnen den Antifaschistischen Schutzwall zu öffnen, um unter den Schutz der Antifaschisten der DDR zu treten und den Segnungen des Sozialismus teilhaftig zu werden.
Noch sind aber die Reste des parasitären Kapitalismus im Westen zu mächtig, der nicht müde wird, zu faulen und abzusterben, noch ist das ökonomische Niveau der DDR des Jahres 1989 nicht wieder erreicht, aber unsere Menschen waren damals bereit, das Opfer zu bringen und darauf zu verzichten, auf einen PKW-Ersatz zwanzig Jahre zu warten, um die Umwelt zu schonen, und sie wissen auch heute, viele Anstrengungen sind nötig, um das Gesicht unseres Landes wieder so zu gestalten, wie es vor der Aufnahme unserer Klassengenossen aus dem Westen war. Grau, trostlos und dunkel. Der gestrige Wahltag war ein richtiger Schritt auf dem Weg dahin.
Unverständnis damaliger sogenannter Journalisten
heute dagegen überzeugte Anhänger der Theoretiker des Marxismus-Leninismus. Ein schöner Erfolg sozialistischer Selbsterziehung.
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