Erstaunlich, russische Truppen greifen Deutschland an und französische Flieger und Soldaten deutsches Territorium. Ohne jede Kriegserklärung. Was soll man davon halten?
Berlin, 2. Aug. 1914. Nachdem eine Antwort auf unsere befristete Note von Rußland nicht eingegangen ist, haben russische Patroillen heute Nacht die Eisenbahnbrücke über die Warthe bei Eichenwied, Strecke Jarotschin – Wreschen angegriffen. Der Angriff wurde abgewiesen. Deutscherseits zwei Leichtverletzte; die russischen Verluste konnten nicht festgestellt werden. Ein russischer Angriff auf den Bahnhof Miloslaw wurde verhindert. Ferner wurde gemeldet, Letzte Nacht überritten russische Kolonnen mit Geschützen die Grenze bei Schwidden, südöstlich von Biala. 2 Schwadronen Kosaken reiten auf Johannisburg. Hiernach hat Rußland deutsches Reichsgebiet angegriffen und den Krieg erklärt.
Feindliche Flieger. Nürnberg 2. Aug. Die Eisenbahndirektion Nürnberg teilt mit, daß bei Markt Einersheim auf der Strecke Nürnberg-Kitzingen und auf der Strecke Nürnberg Ansbach Flieger gesehen wurden, die Bomben auf Bahnstrecken warfen. Irgendwelcher Schaden wurde bisher nicht angerichtet.
Berlin, 2. Aug. Nach den bisher beim großen Generalstab vorliegenden Meldungen haben russische Truppen, ohne daß eine Kriegserklärung bisher erfolgt ist, an zwei verschiedenen Stellen das Reichsgebiet überfallen. Russisches Militär ist unter der Verletzung der unter der Aegide Rußlands geschaffenen Haager Konvention in die Provinzen Posen und Ostpreußen eingefallen. Eine russische Abteilung operiert gegen die masurische Seenplatte, die andere versucht wartheabwärts vorzudringen. Beide Abteilungen wurden zurückgeworfen.
Berlin, 2. Aug. Wie die „Deutsche Tageszeitung“ aus Königsberg meldet, ist in Endtkuhnen eine russische Patroille eingeritten. Das bei Endkuhnen gelegene Postamt Bilderweitschen soll nach sicherer Meldung zerstört worden sein. Der Feind überschritt an vielen Stellen die Grenze.
Allenstein, 2. Aug. Nachmittags 6 Uhr. Die Stadt Johannisburg, die von einer Eskadron des Dragoner-Regiments Nr. 11 besetzt ist, wird augenblicklich angegriffen. Die Bahn Johannisburg – Lyck ist bei Gutten unterbrochen, ebenso die Stichbahn nach Dlottowen. Die Verluste betrugen bisher auf russischer Seite 20 Mann, auf deutscher Seite nur mehrere leicht Verwundete.
Berlin, 2. Aug. Der „Lokalanzeiger“ meldet aus Danzig, daß deutsche Eisenbahnarbeiter bei Ellowo von russischen Truppen beschossen worden sind und sich darauf zurückzogen.
Berlin, 3. Aug. Eine Grenzverletzung durch Franzosen wurde am 1. August abens beim Schluchtpaß festgestellt. Deutsche Postierungen wurden beschossen. Keine Verluste.
Berlin, 3. Aug. In der gestrigen Nacht wurde ein feindliches Luftschiff in der Fahrt von Kerpich auf Andernach beobachtet.
In der gleichen Nacht versuchte ein Kochemer Gastwirt mit seinem Sohn den Kochemer Tunnel zu sprengen. Der Versuch mißlang. Beide wurden erschossen.
Feindliche Flugzeuge wurden von Düren auf Köln beobachtet. Ein französisches Flugzeug wurde bei Wesel heruntergeschossen.
COBURGER ZEITUNG 2. /3. August 1914
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