Was bisher geschah. Eine serbische Terrororganisation ermordet das österreichische Thronfolgerpaar. Österreich fordert die serbische Regierung auf, diese Terrororganisation zu verbieten und künftig antiösterreichische Propaganda und Aktivitäten zu unterlassen. Serbien druckst herum. Krieg zwischen Serbien und Österreich! Da hätte der Krieg noch lokal bleiben können und schnell beendet werden. Russische Truppen überschreiten die deutsch-russische Grenze. Krieg Rußland – Deutschland. Russische Truppen betreten österreichisches Gebiet. Krieg Rußland – Österreich. Frankreich mobilisiert und schweigt auf die Frage, ob es sich aus dem Krieg Rußland – Deutschland heraushalten wird, während bereits deutsches Reichsgebiet von französischen Abteilungen angegriffen wird. Zur Sicherung seiner Nordflanke verletzt Deutschland belgisches Territorium und versichert, es würde die Souveränität Belgiens achten und sämtliche Schäden wiedergutmachen. Krieg Frankreich – Deutschland. England nimmt die Verletzung der Neutralität Belgiens zum Anlaß, Deutschland den Krieg zu erklären. Ein Zeitungsartikel, der wohl die Empfindungen dazu am Besten beschreibt. Die Frage war, wer ist zuerst in Belgien. Die französische Armee oder die deutsche. Ähnliches fand dann 1940 statt, im Wettlauf um Norwegen, zwischen der deutschen Wehrmacht und den Engländern. Seit Ende des Ersten Weltkrieges wissen wir aber, wer immer die Guten und wer die Lumpenhunde sind. Im sozialistischen Geschichtsunterricht galt und gilt(?) der Schlieffenplan als Beweis für die Aggressivität des Deutschen Kaiserreiches. Erst über die Franzosen herfallen, um dann das russische Reich zu erobern. Deutschland vom Atlantik bis zum Pazifik sozusagen. Aber Deutschland hatte gar keine andere Möglichkeit, zu reagieren, sollte es von mehreren Seiten mit Krieg bedroht werden, wenn es sich nicht unmögliche Militärlasten aufbürden wollte.
Bild: England erklärt am 4. August Deutschland den Krieg. Die Flotte Englands nach der Revue bei Spithead. Nach einer fotografischen Aufnahme.
Wien, 5. August 1914. Der Enkel des Buchhändlers Goschen hat gestern in Berlin als Bevollmächtigter Botschafter des Königs von England den Krieg erklärt. … Das geschah gegen sieben Uhr abends, und vielleicht sind zur selben Stunde die englischen Riesendampfschiffe aus den Häfen in der Nordsee herausgedampft. Denn auf den Augenblick, in dem aufgestapelter Neid sich schrankenlos ergeben darf und nicht mehr gezügelt werden muß, haben die Feinde des Deutschen Reiches in England schon lange gewartet. Sie werden keine Minute verlieren, um den längst geplanten Angriff zu versuchen, und bald werden die britischen Geschwader in der Nähe der deutschen Küsten, wo so viele blühende Handelsstädte das Walten des Bürgerfleißes bekunden, gesichtet werden.
Die Urheber des sündhaften Krieges wollen erfüllen, wovon sie träumten und wonach sie zitterten, als könnten sie nicht Ruhe finden, bevor es geschehen ist. Vom Stachel der Eifersucht getrieben, haben sie nach der Gelegenheit zu diesem Kampfe sich immer gesehnt. Die Rede des englischen Staatssekretärs hat klar bewiesen, daß der Anschlag gegen das Deutsche Reich schon lange vorbereitet war und daß die Bedingungen für die Neutralität eine Falle gewesen sind, ganz nach dem Geschmacke hergerichtet, der zur Hinterhältigkeit einen kleinen Zusatz von sittlichem Gefühl liebt. Heuchelei über Heuchelei, muß jeder aufschreien, der die Worte liest und die in Sanftmut verkleidete Gehässigkeit spürt und die mit der Gebärde des Anstandes vorgetragene Falschheit merkt und von der inneren Unwahrhaftigkeit geradezu angewidert ist. Die englische Regierung, die einen ungerechten, nicht einmal durch irgendwie zureichende Vorwände begründeten Krieg führt und die ruchlose Blutschuld vor der Geschichte zu verantworten haben wird, will den französischen Rachedurst und die panslawischen Greuel mit einem Namen decken, der früher, als er noch ein Symbol des Schutzes für Menschlichkeit war, mit Ehrfurcht genannt wurde und jetzt von der kleinlichen und neidischen Mittelmäßigkeit herabgewürdigt wird.
König Eduard hatte auf der Terrasse seines Hotels zu Marienbad nach dem Frühstück ein Gespräch mit dem französischen Ministerpräsidenten George Clemenceau. Schon damals wollte England den Krieg, und aus der Unterredung ist ein Wort in die Öffentlichkeit hinausgeflattert, das noch heute gilt und woran jetzt, da die Gedanken sich unwillkürlich der künftigen Seeschlacht zuwenden, erinnert werden muß. Clemenceau antwortete dem König, der ihn zu einer kriegerischen Politik drängen wollte: Frankreich wäre dazu bereit, wenn die Dreadnoughts in die Spree hineinfahren könnten und England eine Landmacht hätte. Die Dreadnoughts können auch jetzt nicht in die Spree hineinfahren, und der Gedanke, ein Reich mit sechsundsechzig Millionen Einwohnern zu besiegen, wenn die Flotte vernichtet wird, ist so kindisch, daß die Gefahr des Zusammenbruchs der kontinentalen Politik des britischen Reiches um kein Haar geringer wird, wenn alle deutschen Schiffe auf dem Grunde des Meeres liegen. Die alten Geschichten von der spanischen Armada und von der Zerstörung der holländischen Überlegenheit zur See sind auf das Deutsche Reich mit seinen unermeßlichen Hilfsmitteln nicht anwendbar. Wenn die deutsche Armee den Eisenpanzer der lothringischen Festungen durchbrechen und wieder vor Paris stehen sollte, wenn Rußland von den verbündeten Heeren in Podolien durch eine Hauptschlacht zurückgeworfen werden könnte, würde der Krieg, den England führt, nichts sein als Bilderstürmerei zu See, fanatischer Groll, der ein Kunstwerk zerbricht, aber nichts schafft. Sie können es nicht leiden, daß die ganze Welt voll Bewunderung für die junge deutsche Flotte ist. Die an ihnen zehrende Monopolsucht, die Überhebung, mit der sie die Erde als dazu bestimmt ansehen, britisches Eigentum zu werden, all diese häßlichen Gefühle haben den brudermörderischen Krieg hervorgerufen. …
Deutschenhaß ist das Gemeinsame zwischen Völkern, die sonst durch die schroffsten Gegensätze auseinandergehalten werden. Bohrender Neid hat England zu dem Verhängnis getrieben, sich dem Nationalismus zu verschwören, den es am meisten zu fürchten hat, weil es verloren wäre, wenn diese Leidenschaft sich in den von ihm unterjochten Ländern ausbreiten würde. … Der Krieg gegen Deutschland ist frevlerischer Übermut …. NEUE FREIE PRESSE.
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