Aus dem Kommentar des geschätzten Stammbesuchers Prosemit, der sich die Mühe gemacht hat, den nachfolgenden Text aus der Nazischrift zu übersetzen. Der Blog und alle seine Mitarbeiter distanzieren sich von dem Text, denn er ist kulturunsensibel und ohne jegliche Rücksichtnahme auf die Gefühle der darin beschriebenen Menschen. So etwas ist in unser heutigen Zeit nicht hilfreich.
Man hat viel über die Grausamkeit der Weißen gegen die Indianer deklamirt und mit vollem Rechte dagegen geeifert, sehr häufig aber auch vergessen, daß nicht diese Grausamkeit und Herzlosigkeit allein an dem traurigen Schicksale der rothen Leute schuld ist. Wer Tanners Denkwürdigkeiten aufmerksam liest, dem wird es begreiflich werden, daß Indianer und Weiße unmöglich lange beisammen leben können; der wird finden, daß jene, auch ohne Berührung mit den Europäern, im Fortgänge der Zeit, wenn auch langsamer, an Zahl immer mehr hätten abnehmen müssen. Überhaupt waren die nordamerikanischen Stämme, die ackerbautreibenden in Mexico ausgenommen, nie sehr zahlreich.
Es ist eine Notwendigkeit, daß, wenn ein schwaches, ungebildetes Jäger Volk mit einem zivilisirten, mächtigen Ackerbau Volke zusammenstößt und mit demselben in ein und demselben Lande wohnt, entweder sich gleichfalls zum Ackerbau bequemen und das unstäte Leben aufgeben oder untergehen muß. Alle Indianerstämme auf dem Gebiete der Union, ohne eine einzige Ausnahme, waren bisher Jägervölker. Daß die, nun auch nach dem Westen gewanderten, Tschirokis in Georgien Ackerbau trieben, kann hier nicht in Betracht kommen, da sie zur Hälfte aus Mestizen bestanden, und, auf einen engen Raum beschränkt, verhungert wären, wenn sie sich nicht zum Anbau des Bodens bequemt hätten. Sie waren aber auch die einzigen, welche regelmäßig säeten und ernteten, und einen Viehstand hielten; bei allen übrigen, ohne Ausnahme, beschränkte sich der Ackerbau, wenn von diesem überhaupt die Rede seyn kann, auf den Anbau von etwas Mais und das Einernten von Sumpfreis, den die Natur wild wachsen läßt.
Kein Stamm hatte sich über die niedrige Stufe des Fischer- und Jägerlebens erhoben; kein Volk hatte vor Ankunft der Europäer Herden. Und doch waren zwei Rindvieharten vorhanden, welche die ausgedehnten, mit dem saftigsten Grase bedeckten Prairien durchschwärmten. Allein noch jetzt schmücken sich diese schönen Ebenen am Missouri und Oregon vergebens mit herrlichem Grün, vergebens wachsen Futterkräuter in üppiger Fülle empor, der nordamerikanische Urbewohner zähmt den Bison und Moschusochsen nicht, er läßt das Rennthier im wilden Zustande, und steht daher in dieser Hinsicht weit hinter Hottentotten und Lappen zurück.
Und als Jäger verfährt er so unklug und bedachtlos, daß er die trächtigen Weibchen nicht einmal schont, sondern vorzugsweise diese erlegt. Daher hat sich, seit die Indianer mit dem Schießpulver bekannt geworden sind und von den Weißen Flinten erhielten, die Anzahl des Wildes von Jahr zu Jahr vermindert.
Haben sie Ueberfluß an Speise, so schwelgen sie; Vorräthe werden nur selten aufbewahrt. Die Tschippeways genießen, wie wir aus Hearne’s Reise l deutsche Übersetzung S. 82) ersehen, von den erlegten Thieren oft nur Mark, Zunge und Fett, und als der genannte Brite sie davon abhalten wollte, das Wild ohne Noth niederzuschießen, entgegneten sie stumpfsinnig: „es sey ganz recht, viel zu tödten, wenn Ueberfluß sey, und falls man es haben könne, müsse man nur das Leckerste genießen.“
Sie gingen nicht einmal an einem Vogelneste vorüber ohne die Jungen zu tödten, oder die Eier zu verderben. Der Lappe hat sein Rennthier, der Hottentotte seinen Büffel, der Kaffer große Herden und selbst Städte, der Neger sein bestimmtes Dorf, der nordamerikanische Indianer nichts von dem Allen; er lebt nur in Stämmen und Horden zusammen. Alle Bemühungen wohldenkender Männer, ihn an feste Wohnsitze und an Ackerbau zu gewöhnen , sind beinahe ohne Ausnahmen gescheitert. In jedem Jahre verhungern Hunderte, weil sie in dm Zeiten des Ueberflusses nichts aussparen; Tausende kommen um in den Fehden, welche mit der größten Grausamkeit geführt werden, und ebenso viele durch Ausschweifungen, denen sie sich im Rausche überlassen.
Die Alten werden von den meisten Stämmen mit empörender Geringschätzung behandelt; man reicht ihnen, sobald sie selbst nicht mehr jagen können, immer die schlechteste Nahrung und auch diese nur kärglich; man läßt sie im strengsten Winter fast ohne Kleidung, und die Alten ertragen Alles, ohne eine Klage auszustoßen, und sehen stumpfsinnig der Stunde entgegen, wo ihre Kinder hartherzig und ohne Mitleid zu fühlen, sie im Schnee zurücklassen werden, um einsam und verlassen vor Hunger und Mangel umzukommen, wenn sie der Horde nicht weiter folgen können.
Für alles oben Gesagte wird der Leser in vorliegenden Denkwürdigkeiten den Beweis finden. Tanner, ist, wie alle ungebildeten Leute, nicht selten sehr ausführlich über Kleinigkeiten, man könnte sagen, er sei episch breit; er beschreibt, was er sah und hörte, bis in die kleinsten Einzelnheiten. Aber eben deshalb giebt uns seine Erzählung ein um so treueres Bild von den inneren Zuständen jener Völker, unter welchen er so lange gelebt hat…
Edler Wilder
Es ist eine Notwendigkeit, daß, wenn ein zivilisiertes, Gewalt verabscheuendes Volk, mit einem unzivilisierten, gewalttätigem Volke zusammenstößt und mit demselben in ein und demselben Lande wohnt, entweder sich gleichfalls zum Gewalttätigkeit bequemen und das zivilisierte Handeln aufgeben oder untergehen muß.
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