Archiv für 22. Januar 2011

Der Geist von Kiel

Das verunglückte Unterseeboot. Berlin 17. Januar. Eine Meldung aus Kiel lautet: Der Kommandant des Bootes, Kapitänleutnant Ludwig Fischer, und zwei Mann befinden sich noch im Turm. Um diesen über Wasser zu bringen, ist ein zweiter Schwebekran zur Stelle gebracht worden. Die Rettungsarbeiten werden energisch fortgesetzt und hoffentlich noch heute abend beendet werden. Prinz Heinrich von Preußen ist unausgesetzt an der Unfallstelle, die von Scheinwerfern zweier Kreuzer beleuchtet wird, anwesend. Kiel, 18. Januar. Das verunglückte Unterseeboot wurde früh 4 Uhr vom Vulkan geborgen. Die im Turm befindlichen Leute wurden leblos herausgeholt. Wiederbelebungsversuche blieben bisher erfolglos. *Freiburger Zeitung 18.01.1911*

Die Katastrophe des deutschen Unterseebootes „U 3“. Von einem schweren Unfalle ist am 18. d. M. die deutsche Marine betroffen worden. Das Unterseeboot  „U 3“ war im Kieler Kriegshafen gesunken. Die Ursache des Sinkens ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, daß ein Ventilationsschieber nicht vollständig geschlossen war und das Wasser mit großer Gewalt in den Hinterraum des Schiffes gesunken war. Im Kommandoturm befanden sich der Kommandant Kapitänleutnant Fischer, der erste Offizier und der Rudergänger. Diesen konnte man keine Hilfe bringen, da der Turm infolge der schrägen Lage des Bootes unter der Wasseroberfläche lag. Die Eingeschlossenen konnten auch aus dem Turm nicht nach dem vorderen Raum gelangen, von wo aus sie dann durch das Lancierrohr einen Weg ins Freie gefunden hätten. Endlich gelang es mit viel Mühe, unter dem Heck Ketten hindurchzuziehen und es so weit hochzuwinden, daß der Turm über Wasser kam. Nun wurden die Luken des Turmes eingeschlagen, um den Eingeschlossenen vor allen Dingen Luft zuzuführen. Dann begann man die Stahlwände aufzumeißeln. So wurden die drei im Turm befindlichen Retter des gesunkenen Schiffes ans Tageslicht gebracht. Leider zu spät! Wenige Minuten, nachdem sie ins Freie geschafft worden waren, gaben sie den Geist auf. Die Mannschaft des Unterseebootes wurde dank des Heldenmutes des Kapitäns gerettet. Der Kapitän hat, indem er sich selbst preisgab, Wasser eingelassen, um den Vorderteil des Schiffes über Wasser zu bringen. Dort befand sich nämlich die Besatzung des Schiffes, die, sobald das Vorderteil über Wasser kam, durch das Lancierrohr den Weg ins Freie fand. Die Katastrophe wäre vielleicht weniger tragisch verlaufen, wenn das Hebeschiff „Vulkan“ nicht unbegreiflicherweise ohne Dampf vertaut in der Werft gelegen hätte. *Wiener Bilder 25.01.1911*

Eine kaiserliche Kabinettsordre. Berlin, 29. Januar. (W. T. B. ) Der Kaiser hat an das Marinekommando in Kiel eine Kabinettsordre gerichtet, die das Unglück des Unterseebootes U 3 behandelt. Der Monarch gibt darin seinem tiefen Bedauern über das Schicksal der drei Verunglückten Ausdruck. Er betrachtet den Tod dieser Männer als ein Beispiel für den in seiner Marine herrschenden Geist. Das Verhalten der übrigen geretteten Besatzung sowie die aufopfernde Tätigkeit der Rettungsmannschaften bespricht der Kaiser mit den Ausdrücken hohen Lobes und stellt noch besondere Belohnungen für die besonders verdienten Leute in Aussicht. Er gibt ferner der Hoffnung Ausdruck, daß die Erfahrungen, die man aus diesen traurigen Vorgang gesammelt habe, weitere derartige Unglücksfälle in Zukunft zu verhindern geeignet sein werden. *Freiburger Zeitung 22.01.1911*

Bild: So stellen sich die WIENER BILDER die Bergung der Besatzung vor. Angesichts des Folterschulschiffes Gorch Fock muß  man aber als eingebetteter Journalist kritisch fragen dürfen müssen, wozu es nötig ist, unter Wasser zu fahren, wo es doch Überwasserschiffe gibt, mit genügend Sauerstoff, und wozu überhaupt zur See gefahren wird, ist doch die Gefahr, an Land zu ertrinken, viel geringer, als im Wasser!

Wurde hier willent- und wissentlich das Leben der ahnungslosen Besatzung aufs Spiel gesetzt und wer hat das Ventil nicht geschlossen, durch das das Wasser eindrang? Wer hat die Kohlen aus dem Dampfkessel des „Vulkan“ geklaut?

Inzwischen haben sich ehemalige Besatzungsmitglieder des „U 3“ zu Wort gemeldet, die beweiskräftig belegen können, daß sie zum Tauchen gezwungen wurden, ohne jemals demokratisch darüber abgestimmt zu haben. Insbesondere ehemalige weibliche Offiziersanwärterinnen berichteten unter hysterischem Schluchzen, hätten sie geahnt, daß man in Unterseebooten taucht, hätten sie sich gleich für die Karriere als alleinerziehende HARTZ – IV – Mutter entschieden, da muß frau wenigstens nicht auf den Meeresgrund, sondern nur zum Sozialamt. Was ähnlich demütigend und beängstigend ist aber man stirbt nicht dabei.

Freiherr von und zum guten Berg, der Kriegsminister, bedauerte, daß sich der Kapitän des „U 3“ durch Freitod der gerechten Bestrafung entzogen habe, seine Leiche werde aber zur öffentlichen Beschimpfung und dem Bewerfen mit Unrat freigegeben. Karten für dieses Spektakel sind bereits im Vorverkauf erhältlich.


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