In Süd- Pare hat die Leipziger Mission schon vor Jahr und Tage in der Nähe der Station Gonja von einem Pflanzer ein Grundstück gekauft, um dort ihren zweiten Missionsarzt zu stationieren. Wie sehr auch dort ärztliche Hilfe nottut, mag man ersehen aus einer Mitteilung des Missionars Dannholz von der Station Mbaga über die Kindersterblichkeit in diesem Distrikt. Nach dem Gottesdienst versammelte er 50 heidnische Frauen, um festzustellen, wie viele Kinder sie gehabt und wie viele das Säuglingsalter überlebt hätten. Es ergab sich, daß von 368 Kindern nur 84, also nicht ganz 23 Proz., über das Säuglingsalter hinausgekommen waren. Eine Frau, die 14 Kinder gehabt hatte, hatte ein einziges am Leben erhalten können. Dagegen waren von 30 Kindern, deren Mütter sie auf Anraten von Frau Missionar Dannholz statt mit Bananenmehlbrei mit Muttermilch ernährt hatten, nur zwei an Erkältungskrankheiten gestorben.
Missionar Oldewaage in Wudee (i. Paregeb.) erzählt im „Ev.-luth. Miss.-Blatt“: Ein Gebiet, auf dem ungeheuer gefehlt wird, ist das der Säuglingspflege. Wenn man sich nach dem Ergehen eines vor einigen Wochen geborenen Kindes erkundigt, so heißt es gewöhnlich: „Es ist gestorben!“ Der Hauptgrund dieser ungeheuren Kindersterblichkeit ist sicher in der unsinnigen Abfütterung selbst der allerkleinsten Kinder zu sehen. Die Mütter bleiben nicht etwa zu Hause, sondern sind wie gewöhnlich an den meisten Tagen außer dem Hause, auf dem Felde oder unterwegs, oft halbe Tage lang. Währenddessen wird das Kind abgefüttert und zwar richtig vollgestopft. Es ist verwunderlich, daß überhaupt noch Kinder bei dieser Behandlungsweise am Leben bleiben. Kälber und Lämmer werden mit mehr Verständnis aufgezogen. Zu dieser unvernünftigen Ernährung kommt noch die unüberwindliche Gleichgültigkeit mit der fast schon die kleinsten Kinder der Kälte, dem Zugwind, der Sonnenglut und dickstem Rauch ausgesetzt werden.
Hier hat neben der Frauenmission die ärztliche Mission ein dankbares Feld für ihre Tätigkeit. Einen Blick in ostafrikanische Hygiene läßt uns Missionar Oldewaage noch tun, in dem er schreibt: „Es ist erstaunlich, lächerlich und zugleich betrübend, was man hier manchmal sehen muß. Wenn sich auch der Eingeborene in gesunden Tagen wäscht, – manche ziehen es allerdings vor, eine wärmende Kruste von Schmutz zu tragen -, in Tagen der Krankheit rührt er sicher kein Wasser an. Im Gegenteil, er beschmiert sich, nachdem er sich an den schmerzenden Stellen geritzt hat, sodaß Blut austritt, noch mit „Medizin“, die zum größten Teil aus – Ruß besteht. So sieht dann ein Kranker oft aus, als wäre er durch einen Rauchfang gekrochen. *Deutsch-Ostafrikanische Zeitung 11.02.1911*
Es ist schlimm, was nach und nach so an Kolonialverbrechen aus der Vergessenheit ans Licht gezerrt werden, haben wir nicht noch etliche Milliarden Euro herumliegen, die wir als Entschädigung nach Afrika schicken könnten? Für die Überbevölkerung? Wahlweise auch für die Kindersterblichkeit. Je nach Monat oder Uhrzeit?
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