
… Einem Schreiben aus Flensburg, 13. d., entnehmen wir Folgendes: Gestern waren wir hinausgefahren nach Gravenstein, dem Hauptquartier des Prinzen Friedrich Karl, wo auch Prinz Albrecht Sohn abgestiegen ist. Das dortige Schloß gehört mit zu den von Herzog von Augustenburg verkauften Besitzungen, wurde jedoch schon seit langer Zeit als Militärdepot benützt. Wir brauchten zu dem nur etwa drei Meilen entfernten Ort über fünf Stunden, da die ganze Chaussee durch Trainwagen occupiert war, wir uns also nur äußerst langsam hindurchzuwinden vermochten; wir hatten noch Ursache, uns glücklich zu schätzen, daß wir dem Zuge einverleibt wurden.
Als wir in Gravenstein anlangten, brachte man gerade den Schreiber des dortigen Hardesvogts, Lorenzen, als Spion gebunden ein. Der ganze Ort war mit Truppen besetzt, nirgends war selbst für die höchsten Preise, Unterkommen oder Speise zu haben. Wir gingen in die Schloßkirche, die, zur Kaserne eingerichtet, ein eigentümliches Bild darbot. Vor dem Altar lag ein vorgestern auf dem Vorposten erschossener Gardist vom Regiment Königin Augusta, auf seiner Brust die Kugel, die ihn getötet, daneben stumm und schweigend seine Kameraden. Unter der Orgel in der herzoglichen Loge standen die Pferde der Offiziere, während unter der Kanzel eine Marketenderin ihre Waren feilbot.
Vor der Kirche waren gewiß 2000 Gewehre in Pyramiden aufgestellt, darauf hingen die Pickelhauben. Die Zahl der Truppen, die bis jetzt vor Düppel concentriert sind, soll sich auf wenigstens 40000 Mann belaufen; sie haben viel Geschütz bei sich, darunter mehrere Batterien schweres Geschütz, für das man bereits Erdwälle errichtet. Wann zum Sturm geschritten werden wird, ist noch nicht zu sehen. In erster Linie werden die jungen preußischen Garden stehen, die dazu bestimmt sind, bei Düppel die erste Probe ihrer Tüchtigkeit abzulegen.
Die preußischen Vortruppen standen gestern nördlich in Sartrup, das erst vorletzte Nacht von den Dänen geräumt worden ist, und südlich von Broacker. Die Dänen scheinen an entschiedenen Widerstand zu denken. Die Verbindung mit Alsen wird bei Sonderburg durch drei Schiffbrücken hergestellt. Überläufer von den Dänen treffen täglich ein. *Die Presse 15.02.1864*
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