*Freiburger Zeitung 23.04.1915* Ein neuer russischer Vorstoß gegen den Uzsoker Paß siegreich abgewiesen. … Die ungeheuren Verluste der Russen. Aus dem österreichischen Kriegspressequartier wird der Berl. Nationalzeitung berichtet: Die österreichisch-ungarischen Truppen im Gebiet des Laborcza Flusses, die ihre Aufgabe in mustergültiger Weise lösten, wurden am 1. April von einem deutschen Beskidenkorps abgelöst bzw. verstärkt. Die deutschen Truppen, die eine mehrtägige Reise hinter sich hatten, erstürmten eine wichtige Höhe und griffen energisch in den Kampf ein.
Über die russische Angriffswut zeugt die Tatsache, daß sie gegen einen Punkt sechsmal stürmten. Als Beispiel für die Taktik der Russen mag das Verhalten am Uzsoker Paß dienen. Dort wurden Truppen vorgeschickt, die nicht mit Gewehren, sondern mit Stöcken bewaffnet waren, an denen man die Bajonette befestigt hatte. Wie ein österreichischer Offizier, der an diesen Kämpfen teilnahm, erzählte, war nicht Waffenmangel der eigentliche Grund dieser Taktik, sondern die Russen hatten es darauf abgesehen, es unbedingt zum Nahkampf kommen zu lassen. Die Absicht des Gegners, den Kampf Mann gegen Mann zu forcieren mißlang jedoch, obwohl beinahe unerschöpfliche Menschenmassen vorgeschickt wurden. Allein wahre Hekatomben russischer Soldaten wurden, sobald sie an die Drahtverhaue herangekommen waren, von unseren Maschinengewehren einfach niedergemäht. Es ist keine Phrase, wenn man sagt, daß sich die Leichname gefallener Feinde zu wahren Wällen türmen.
Gegen die Heuchelei unserer Feinde. Aus dem Großen Hauptquartier wird uns geschrieben: In einer Veröffentlichung vom 21. April beklagt sich die englische Heeresleitung darüber, daß deutscherseits, entgegen allen Gesetzen der Kriegsführung, bei der Wiedereinnahme der Höhe Nr. 60 südöstlich von Ypern Geschosse verwendet worden seien, die beim Platzen erstickende Gase entwickelten. Wie aus den deutschen amtlichen Bekanntmachungen hervorgeht, gebrauchen unsere Gegner seit vielen Monaten dieses Kriegsmittel. Sie sind augenscheinlich der Meinung, daß das, was ihnen erlaubt sei, uns nicht zugestanden werden könne.
Eine solche Auffassung, die in diesem Kriege ja nicht den Reiz der Neuheit hat, begreifen wir, besonders im Hinblick darauf, daß die deutsche Chemiewissenschaft es uns natürlich gestattet, viel wirksamere Mittel einzusetzen als der Feind, können sie aber nicht teilen.
Im übrigen trifft die Berufung auf die Gesetze der Kriegsführung nicht zu. Die deutschen Truppen verfeuern keine Geschosse, deren einziger Zweck ist, erstickende oder giftige Gase zu verbreiten. (Erklärung im Haag vom 9. Juli 1899) und die beim Platzen der deutschen Geschosse entwickelten Gase sind, obschon sie sehr viel unangenehmer empfunden werden als die etwa der gewöhnlichen französischen, russischen oder englischen Geschosse, doch etwa so gefährlich wie diese. Auch die im Nahkampf von uns verwendeten Rauchentwickler stehen in keiner Weise mit den Gesetzen der Kriegsführung in Widerspruch; sie bringen nichts weiter als die Potenzierung der Wirkung, die man durch ein angezündetes Holzbündel erzielen kann. Da der erzeugte Rauch auch in dunkler Nacht deutlich wahrnehmbar ist, bleibt es Jedem überlassen, sich seiner Einwirkung rechtzeitig zu entziehen.
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