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Vom 1. Mai in Elbing 1813

Der Landsturmschreibt der Österreichische Beobachter vom 23. Mai 1813:  Berliner Blätter enthalten Folgendes aus Elbing vom 1. Mai: „In der Nacht vom 29. auf den 30. April war unsere Stadt von Kriegsgeschrei erfüllt. Man verbreitete die Nachricht, die Danziger Besatzung (Franzosen) habe einen Ausfall in die Nehrung gemacht, drohe über die Weichsel zu gehen, und in unsere Nähe vorzudringen. Nachts um 12 Uhr, schlug man Generalsmarsch zur Versammlung der Besatzung und die Glocken forderten den Landsturm der Stadt und des umliegenden Gebietes auf.

Morgens um 2 Uhr zog die Besatzung (die in Elbing stationierten regulären Truppen der Preussen) ab, an welche sich die hier befindlichen russischen Truppen anschlossen und bald darauf folgte auch der Landsturm. Alt und Jung, mit Flinten, Degen, Piken und Heugabeln bewaffnet, gingen froh und heiter dem Feinde entgegen, entbrannt von Begierde ihn aufzusuchen, und ihn von dem geheiligten Boden des geliebten Vaterlandes zu vertreiben. Auch dieser Wunsch wurde nicht erfüllt. Recogoscierungen (Aufklärung), an der Weichsel unternommen, benachrichtigten uns, daß der Feind, nach bewirkter Fouragierung (Beschaffung von Lebensmitteln und Futter für Tiere) , sich zurückgezogen habe. Der Landsturm zu Fuß, über 2500 Mann stark, zwei Kanonen an der Spitze, geführt vom Stadt – Präsidenten Bar, erhielt daher 5 Uhr Abends Befehl zum Rückmarsch und kam denselben Abend auch wieder hier an. Auf dem neuen Markte schloß der Führer um sich einen Kreis, pries die treue Ergebenheit der Bürger und Einwohner an König und Vaterland, und ließ Unserm theuersten Monarchen ein lebehoch erschallen, was Tausende von Stimmen mit herzlicher Innigkeit wiederholten.“

„Bemerkenswert ist der Umstand, daß eine junge Frau, begleitet von ihrem Gatten, in der Kleidung der Männer, gerüstet und bewaffnet, sich im Zuge befand, die erst bei dem Rückmarsche vor der Stadt erkannt wurde.“

Bild: Aus einem Liederbuch 1813: Der Landsturm. „Der Landsturm! Der Landsturm! Der König gibt mir keinen Sold, Und ich bin ihm nicht minder hold. Euer Acker, sprach er, ist euer Gold, Drum, wenn ihr ihn bewahren wollt, So schlagt den Feind, das ist euer Sold.“

Nun, wir wissen nicht, wie sich der Elbinger Landsturm beim Zusammentreffen mit dem Feinde verhalten hätte, bemerkenswert aber ist, daß die Bevölkerung dem Aufruf zur Versammlung überhaupt folgte, wo es ganz klar war, man konnte dabei das Leben verlieren. Außerdem war es auch so etwas von fremdenfeindlich. Aus heutiger Sicht.

Wenn sich heute Deutsche versammeln, dann geschieht das, erstens, im Bewußtsein, daß sie in erdrückender Überzahl sind, wenn es darum geht, politischer Opposition ihre Grundrechte zu verwehren und zweitens, völlig ohne jede Gefahr für das eigene Leben und die Gesundheit, außer, man wird kollateral getroffen, sprich, von den Flaschen und Steinen, die aus den eigenen Reihen geworfen werden. Heute nennt sich das aber nicht mehr Landsturm, weil Sturm hat so einen braunen Geruch, sondern „Bunt statt Braun“ oder Couragesitzen, verzeihung, Blockadesitzen.

An dieser Stelle empfiehlt der Blogwart  noch einmal jedem Geschichtsinteressierten die digitale Sammlung der österreichischen Nationalbibliothek, vor allem, wenn man die Informationen so erhalten möchte, wie sie zum Zeitpunkt ihres Entstehens abgebildet wurden. Ungefiltert von heutiger Ideologie und dem herrschenden Zeitgeist.


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