Alles wird gut

Nett

Als der Wolf die 6 Geisslein verschlungen hatte, waren die Tiere des Waldes doch etwas verunsichert. „Wer hätte das gedacht“, hieß es und „So ein netter, anständiger Mann, weiß der denn nicht, daß wir alle im Wald friedlich miteinander leben müssen, Leben und Leben lassen eben?“ Dem Wolf war das aber schnuppe.

Ich bin alternativlos, war seine Devise, denn der Löwe, der König des Waldes, wohnte weit weg, über den großen Teich und war mit eigenen Safaris beschäftigt, die ihn mal ins Zweistromland,  mal woandershin führten, überall dahin, wo er argwöhnte, ihm könnte ein richtig fetter Happen entgehen. Auch den Bären, weit im Osten, betrafen die Umtriebe des Wolfs nicht direkt und wenn der ihn in der Presse verleumden ließ, dann dachte er nur, wenn die Weiße Kälte kommt, Ihr Armleuchter, dann werdet Ihr erkennen, daß ein Herzinger oder eine Smirnova nicht für warme Stuben sorgen. Mit der heißen Luft, die sie absondern. Die verschwinden dann kosmopolitisch irgendwohin, und Ihr friert euch den Arsch ab.

So fuhr der Wolf fort, zu Reissen und zu Töten, denn es war seine Natur, auch wenn sein Pressesprecher anderes verlauten ließ.

Bald fehlten da zwei Häschen, dann wurde ein Rehlein gerissen, dort eine ganze Dodofamilie für immer ausgelöscht, unter den entsetzen Blicken der übrigen Tiere.

„Was wollt Ihr machen“, dachte der Wolf“, ich bin der Stärkste hier im Wald und wer aufmuckt, der ist der nächste auf der Speisekarte. Denn der Wolf war nicht nur gerecht, sondern auch ein Feinschmecker.

Inzwischen dämmerte es aber auch dem Dümmsten der Tiere, daß hier etwas im Argen lag und wenn der Wolf jetzt zwecks Nahrungsbeschaffung irgendwo klopfte, dann halfen ihm weder Kreide noch sonstige Kniffe, jedenfalls nicht immer. „Verschwinde!“ Schallte es ihm nun häufiger entgegen und er mußte mit knurrendem Magen abziehen und es bei noch größeren Deppen versuchen.

Alles wäre nicht so tragisch gewesen, hätte der Wolf alleine gehandelt. Doch ihm zur Seite standen das Wildschwein, ein unförmiges Etwas, dessen beste Zeit vorüber war, das Wiesel, das sich von den Resten der Beute des Wolfes labte und es nicht verschmähte, Vogeleltern die Kinder zu stehlen, sowie das Stinktier. Letzteres war für die Abteilung Agitation, Propaganda und Facebook zuständig.

Wenn sich besorgte Tiere, die befürchteten, als Nächstes zur Beute zu werden, versammelten, gleich rief das Stinktier etwas von Aufmarsch, trommelte zum Aufstand der Anständigen und lobte die lauthals, die den Wolf dabei unterstützten, ihre Mittiere zu fressen. Nur mit anderen Worten. Die Anständigen waren dann zufrieden, konnten sie doch nicht von Zwölf bis Mittag denken, ja, einige traten sogar mit Plakaten an auf denen stand „Machs noch einmal Wolf!“ Womit sie aber immer meinten, er solle die Anderen fressen, nicht sich selbst.

Inzwischen begab es sich aber, daß immer mehr Tiere unverblümt forderten, der Wolf müsse den Wald verlassen, das Wildschwein sah deswegen bereits sehr mürrisch drein, das Wiesel entkam nur knapp den Hufen aufgebrachter Hirsche, nur das Stinktier tat, was es immer tut, es verbreitete weithin Übelkeit und Erbrechen und hielt sich damit die Kritiker vom Hals.

Der Wolf, der bis dahin deutlich abgemagert war, auch sein Fell glänzte nicht mehr wie einst, trat nun vor die Kameras, setzte sein bestes Wolfsgesicht auf und sprach: „Vielleicht gibt es auch andere Wege, sich zu ernähren. Wir werden das in Erwägung ziehen. Vielleicht haben wir auch nicht immer maasvoll gehandelt. Aber das war den Sachzwängen und unserem Humanismus geschuldet. Auch wir können nicht immer, wie wir wollen.“ Dazu sah er sehr betrübt drein, denn der Magen knurrte ihm.

Da raunte die Tiere  einander zu: „Siehst Du, jetzt kommt die Kehrtwende, wir müssen nur dem Wolf vertrauen, Straucheln kann ein jeder mal und in unserem Wald regieren zu müssen, ist nicht immer ein Zuckerschlecken für den armen Kerl. Ganz schmal sieht er schon aus.“

Dann eilten sie frohgemut nach Hause, entfernten die Schlösser und Ketten vor ihren Türen, während der Wolf zum Hahn ging, um mit ihm  ein Hühnchen zu rupfen, hatte der Hahn doch in der Vergangenheit am lautesten den Schnabel aufgerissen.

Und wenn der Wolf die ahnungslosen Idioten nicht sämtlich gefressen hat, dann leben wenigsten noch einige glücklich bis an ihr Ende. Tief im Unterholz versteckt. Wo der Wolf sie nicht findet.

1 Antwort to “Alles wird gut”


  1. 1 frank-m 15. Mai 2016 um 11:12

    Eine Perle!!!! Um zu verstehen muß der geneigte Leser aber weiter als von 12 bis Mittag denken.


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