Archiv für September 2013

Politikerlogik

Die bedrohte deutsche ReichseinheitNach den Hochwasserschäden und der Schadenregulierung durch die Allianz, liest man in der Volksstimme, fordert die Allianz-Versicherung die Inhaber sogenannter DDR – Policen auf, ihre Verträge auf den aktuellen Tarif umzustellen, der eine Selbstbeteiligung im Schadenfall vorsieht oder bietet alternativ an, den Versicherten zu kündigen.  Wenn man sich mal überlegt, daß der Wiederaufbau eines abgesoffenen Hauses bei einem bisherigen Jahresbeitrag von vielleicht 300 €  die Allianz 100 000 € im besten Falle kostet, dann müsste so ein Hauseigentümer diesen Beitrag 333 Jahre  in ein Sparschwein stecken, um nach einem Jahrhunderthochwasser sein Häuschen wiederzuerrichten. Selbst vergleichsweise geringe Schäden, bei denen das Wasser vielleicht 10 cm hoch im Haus stand, kosten die Versichertengemeinschaft bis zu 50 000 €. Versicherungen sind aber Wirtschaftsunternehmen, die ihren Aktionären Gewinn versprochen haben, und die Gewinn machen müssen, um weiterzuexistieren,  keine gemeinnützigen Vereine. Sie leben auch nicht von Geldern, die durch Steuerpflicht begründet sind, die also gezahlt werden müssen, egal, ob man Hausbesitzer ist oder nicht. So, wie das unsere Politiker tun.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) nannte den Schritt der Allianz am Mittwoch „ein verheerendes Signal für die Eigenvorsorge“.  Der Blogwart meint, ein „verheerendes Signal für die Eigenvorsorge“ hingegen ist es, wenn die Landesregierung das Geld der Steuerzahler für die rauswirft, die sich hätten gegen Hochwasser versichern können, es aber bisher nicht taten. Mit solcherart Hilfen durch die Landesregierung, die sich zwar gut machen, um das Image gütiger und fürsorgender Väter zu pflegen, oder den Anschein zu erwecken, man sei der Weihnachtsmann, werden die Leute in ihrem Glauben, die Landesregierung wird es schon richten, oder der gütige Staat, bestärkt, die dann aus Saumseligkeit oder Übermut ihr Eigentum nicht versichern und im Schadenfall erwarten, daß die Gemeinschaft sie schon aus dem Dreck ziehen wird.

Der Blogwart kennt ganz persönlich einen Fall, der, als das Wasser näherrückte, angstbebend anrief und nach einer Hochwasserversicherung fragte, die ja nun, wenn das Wasser um die Gummistiefel spült, gar nicht mehr verkauft werden darf und der, seit es vor seinem Haus wieder trocken geworden ist, keine Eile hat, sich für das nächste Jahrhunderthochwasser zu versichern, das, wir wissen es ja, alle 15 oder 20 Jahre auftritt, weswegen es auch nicht Zehnjahreshochwasser heißt.

Natürlich weiß der Blogwart, daß man, um Landesfürst zu werden, wie der Herr Haseloff, sich weder einer Eignungsprüfung in gesundem Menschenverstand  noch einem Intelligenztest unterziehen muß, der feststellt, daß man doch mehr Hirnschmalz besitzt, als ein Konsumbrot, dennoch ist es für ihm immer wieder erschütternd, wie dämlich die Leute sind, die vorgeben, das Land zu regieren. Obwohl populistisch wohl das treffendere Wort wäre.

Am 4. Oktober 1923 schreibt  *Das interessante Blatt* (v. Blogwart leicht gekürzt): Die Krise in Deutschland. Einstellung des Ruhrwiderstandes. Die innenpolitischen Erschütterungen, die das deutsche Reich jetzt durchmacht, sind Folgeerscheinungen des verlorenen Ruhrkrieges. Es war eine Schicksalstunde, als die Reichsregierung den Beschluß faßte, im Ruhrgebiete den passiven Widerstand zu organisieren. … Die deutsche Währung ist zusammengebrochen und maßlos wirtschaftliches Elend kam über das gequälte deutsche Volk. Die wirtschaftliche Not hat den Parteiengegensatz verschärft und die Separationsgelüste gesteigert. Monarchisten, Deutschnationale, Sozialisten und Linksradikale stehen sich kampfbereit gegenüber. In Bayern hat die Hitlerpartei einen förmlichen Mobilisierungsplan ausgegeben und gedroht, in Berlin mit bayrischen Fäusten Ordnung zu machen. Die bayrische Regierung hat dagegen Dr. v. Kahr als Generalkommissär mit weitgehenden Vollmachten bestellt, um jedem Putschversuch energisch begegnen zu können. …

Dazu muß der Blogwart anmerken, daß vor dem Ruhrwiderstand die Invasion fremder Streitkräfte in Deutschland stand, die nur stattfinden konnte, weil Deutschland durch den Versailler Vertrag auf eine Hunderttausend – Mann – Armee beschränkt wurde, die keinen aussichtsreichen Widerstand hätte leisten können. Und vor dem Versailler Vertrag stand der Wortbruch des amerikanischen Präsidenten Wilson, der einen gerechten Frieden versprach und dessen Versprechen törichterweise geglaubt wurde. Not und Elend waren also nicht, wie der Journalist meint, Folge des Widerstandes der Deutschen gegen eine völkerrechtswidrige Invasion Frankreichs, Belgiens und Englands, sondern Folge der völkerrechtlichen Invasion fremder Streitkräfte in Deutschland und der wirtschaftlichen Forderungen des Versailler Vertrages. 

Bild: 1. Reichswehrminister Geßler, 2. Adolf Hitler, 3. Dr. Gustaf v. Kahr

Jennifer Teege schreibt

Schule*Großvater hätte mich erschossen*. Ja, seufzt der Blogwart bedauernd, leider hat der Opa Amon seine Enkelin aber  nie kennengelernt. *Sepp Depp* erklärt in seinem Artikel, daß es objektiv gar nicht möglich war, vom hypothetischen Balkon des Kommandantenhauses Lagerinsassen zu erschießen, es sei denn, sie hätten direkt vor seinem Haus dazu Aufstellung genommen. Nichtsdestotrotz sollen hier nicht die unfassbaren Verbrechen eines Herrn Göth angezweifelt werden, der über einen Hügel hinweg Menschen erschoß und sie dann von Bello und Pluto zerfleischen ließ, wobei noch nicht geklärt ist, wie er die Hunde dazu gebracht haben sollte, auf dem hypothetischen Balkon stehend, ist es doch von Frau Teege eine kolossale Leistung, sich mit den Schandtaten ihres Opas auseinanderzusetzen, der sie ja, leider, leider, nie persönlich treffen durfte.

Der Blogwart wird auch noch mal schauen, ob es in seiner Ahnenreihe irgendein Monster gibt, das er dann in einem Buch ausschlachten kann. Der Titel wird dann lauten „Ururururgroßmutter hätte mich ausgesaugt“ oder so ähnlich. Oder „Urururururopa hätte mir die Hände abgehackt“. Natürlich wird das nie an Frau Teeges Glanzleistung heranreichen, würden doch Quellen, Fotos und Augenzeugen fehlen aber was macht das schon. Dann muß eben die Phantasie ein wenig mehr bemüht werden. Auf die Wahrheit kommt es bekanntlich nicht an.

Bild: Von Kindheit an hatte Jennifer Teege so ein dumpfes Gefühl, irgendetwas könne nicht mit ihr stimmen. Es war aber nicht ihre gesmischtrassige Herkunft. Deshalb war sie froh, eines Tages zu erfahren, daß Amon Göth ihr Großvater ist. Fortan ließen sich sämtliche Probleme ihres Lebens auf den bisher unbekannten Opa zurückführen und ein Buch kam auch dabei heraus. So hatte die Abstammung der damals kleinen Jennifer und die Verbrechen Amon Göths dann doch noch ihr Gutes.

Endlich! Senegal im Bundestag vertreten

ScanDer verdiente senegalesische Chemiker und Geoökologe, Karamba Diaby, der bisher als Referent im Ministerium für Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt (im Bereich der Integrationsbeauftragten der Landesregierung) arbeitete, weil ihm von der rassistischen Mehrheitsgesellschaft Sachsen-Anhalts die Arbeit als Chemiker und Geoökologe verwehrt wurde, zieht für die SPD in den Bundestag ein. Dort wird er für das klassische Klientel der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, die senegalesischen Bauleute, Zimmerer, Stahlkocher, Billiglohnfriseusen, Vodoopriester und sonstigen Industriearbeiter mutig seine Stimme erheben, so, wie er das bereits zuvor als Referent im Ministerium für Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt (im Bereich der Integrationsbeauftragten der Landesregierung) getan hat. Der Blogwart wünscht ihm dazu viel Erfolg, es ist ein kleiner Anfang, um den Alltagsrassismus im Bundestag zu durchbrechen, der, Gott sei es geklagt, immer noch von überwiegend Hellhäutigen gefüllt wird, dabei wissen wir doch, um Inkompetenz zu produzieren, muß man nicht zwingend weiß sein. Auch hofft der Blogwart, daß der Senegal diese noble Geste der SPD zu schätzen weiß.

Der Weihnachtsmann heißt Willi

Zeitungszeugenund die „Alternative für Deutschland“ hätte den Richtungswechsel in Deutschland herbeigeführt. Dessen ist sich der Blogwart nun vollständig sicher,  nachdem, was er gestern so in konservativen Blogs lesen konnte. Kritiker- und Bedenkenäußererbeschimpfung hat ja so etwas von Konjunktur.  Bei der „Sezession im Netz“ konnte man den Eindruck gewinnen, die hätten den Einzug der AfD in den Bundestag verhindert, damit den Richtungswechsel in Deutschland, trügen also die eigentliche Schuld. Fast konnte man das Wort „Richtungswechselleugner“ im Kommentarbereich herumwabern sehen. Da fragt sich der Blogwart tatsächlich, welches Phänomen trauriger ist. Der Kinderglauben, mit einer 5,1 % – Partei die Souveränität Deutschlands über das eigene Geld wiederherstellen zu können, nach all den vorausgegangenen Selbstverpflichtungen gegenüber der EU oder die kindische Reaktion, den Meterologen für das Wetter verantwortlich machen zu wollen.

Bild: Wenn Hitler nur ein wenig demokratischer gewesen wäre. „Schau mal, Willi, nun hat die „Jüdische Alternative für Deutschland“ den Einzug in den Reichstag knapp verpasst. Die hätten dem Führer aber Feuer unterm Arsch gemacht.“ „Und Du, Otto, mit Deinen ganzen Nörgeleien im Vorfeld, Deinen Haarspaltereien, Deinem Herummäkeln, hast ihren Einzug verhindert. Du Nazi!“

Alle die gewählt haben

Pariser Straßendelikatessenalso, die ihre Stimme abgaben, zur Bundestagswahl und die sich in den nächsten vier Jahren fragen, warum sie nichts zu melden haben, warum ihre Probleme nicht gehört werden, so wie sie sie lautlos herausschreien, mögen sich doch dann bitte des historischen Augenblicks erinnern, als sie am Wahltag Ihre Wählerstimme in die Wahlurne warfen, die dann den jeweiligen Politikern und Parteien zugeordnet wurde und die erst wieder aus der Obhut der jeweiligen Politiker oder Parteien entlassen wird, wenn der Zeitpunkt der nächsten Bundestagswahl herangedämmert ist. Der Wähler gibt seine Stimme ab und hat anschließend nichts mehr zu melden. Das ist das Wesen einer parlamentarischen Demokratie.

Bild: *Österreichs Illustrierte Zeitung vom 7. September 1913* erfreut seine Leser mit Bildern aus dem Pariser Straßenleben. Hier heißt es: „Frische Ziegenmilch wird den Kunden direkt in die Tasse gemolken. Pariser Straßendelikatessen.“ Zustände, sagt der Blogwart, wie heute in Asien. Und natürlich ist es hilfreich, um die Bildunterschriften lesen zu können, Fraktur zu beherrschen.


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