Die Welt schreit förmlich danach. Oder Islamwissenschaftler. Die Chinesen kopieren deren Know How unentwegt, um schneller voranzukommen. Auch deutsche Journalisten werden auf aller Welt entführt, weil die wissen, wohin die Reise zu gehen hat. 1910 glaubte man hingegen noch an Ingenieure. An faulen Zauber eben. Frauenprodukte wachsen nämlich auf Bäumen! Oder Telefone. Um nur ein Beispiel zu nennen.
Einweihung der technischen Hochschule in Breslau. Bei der Einweihung der neuen technischen Hochschule in Breslau hielt der Kaiser folgende Rede:
„Die mir besonders am Herzen liegenden Bestrebungen, das technische Bildungswesen, seiner hohen Bedeutung für die Zukunft des deutschen Vaterlandes ensprechend, zu heben und auszugestalten, haben durch verständnisvolles und opferbereites Zusammenwirken aller daran interessierten Kreise, Behörden und Körperschaften zu einem weiteren glücklichen Erfolg erzielt. Lebhafte Freude erfüllt mich, daß es mir vergönnt ist, heute der zweiten, unter meiner Regierung begründeten technischen Hochschule persönlich die Weihe zu geben.
In diesem Bau, der selbst ein stattliches Denkmal technischen Könnens bildet, sollen Wissenschaft und Technik in harmonischer Vereinigung eine ihrer würdige Arbeitsstätte finden. Die innigsten Beziehungen der technischen Wissenschaft und der Industrie sind von Jahr zu Jahr deutlicher in Erscheinung getreten. Nicht zufällig läuft der gewaltige Aufschwung unseres industriellen Lebens mit der fortschreitenden Entwicklung des technischen Hochschulwesens in Deutschland parallel: Vorüber sind die Zeiten, in denen für den Ingenieur im wesentlichen die Schule der Praxis genügte. Wer den hohen Anforderungen der Technik in unseren Tagen gewachsen sein will, muß mit dem Rüstzeug einer gediegenen wissenschaftlichen und technischen Bildung in den Kampf des Lebens treten.
Wie wenige Provinzen der Monarchie zeichnet sich Schlesien mit seiner hoch entwickelten Industrie und seinem umfangreichen Berg – und Hüttenwesen durch gewerblichen Fleißund Unternehmungsgeist aus. Eisen und Kohle sind ergiebige Quellen seines Wohlstandes. Spindel und Webstuhl werden seit Jahrhunderten von den fleißigen Händen der schlesischen Bevölkerung bedient. In Schlesiens Hauptstadt sind daher die Vorbedingungen für ein ersprießliches Wirken der Technischen Hochschule in reichem Maße vorhanden und folgerichtig war der Wunsch von Stadt und Land, neben der ehrwürdigen Leopoldina eine solche Anstalt gegründet zu sehen. In dem ich die Provinz und ihre Hauptstadt zur Erfüllung dieses Wunsches von Herzen beglückwünsche, spreche ich zugleich allen, die zum Gelingen des Werkes beigetragen haben, meinen königlichen Dank aus.
Wenn die junge Anstalt zur Zeit auch noch nicht alle Abteilungen umfasst, so habe ich sie dennoch mit ihren Rechten den älteren vollausgestalteten Schwestern im Lande gleichgestellt. Ich vertraue aber, daß sie ihren großen provinziellen und nationalen Aufgaben mit derselben Treue gerecht werden wird, die jenen nachgerühmt wird. Wer hier forscht und lehrt, tue es im Aufblick zu Gott dem Herrn mit heiligem Ernst. Wer hier lernt, sei sich stets bewußt, daß er dazu berufen ist, dem Volke einst ein Führer auf wissenschaftlichem und sozialem Gebiete und zugleich ein Vorbild in treuer Pflichterfüllung an könig und Vaterland zu sein. Die Arbeit nur, die für das Ganze geschieht, ist ganze Arbeit. Solcher Arbeit weihe ich hiermit dieses neue Haus!“ … *Freiburger Zeitung 30.11.1910*
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