Arm aber DDR – Deutsch

Fakenews:

„Milchkanne, Eier und Mehl als Hochgefühle am Sonntag. Butterbrot und ein langer Fußweg zur Schule waren meine Kindheit. Mitte der 80er Jahre sah ich die deutsche Ostseeküste als NVA-Marinesoldat das erstmals und durfte durch das Land fahren.“

Hat youwatch mit dem Titel

Wir waren arm, aber doch deutsch

von einem Blog übernommen, dessen Autor 1965 das Licht der Welt erblickt haben soll. In Sachsen. Das liest sich allerdings wie wie der Erlebnisbericht der Elterngeneration. Ist also Fake!

Unsereiner, also vier Jahre jünger, hatte immer, beide Eltern arbeiteten, Schulbrote mit den verschiedensten Wurstbelägen, die oft im Papierkorb landeten, weil der Bäcker, bei dem es die Streuselkuchen zu 10 Pfennigen gab, nahe an der Schule lag,  oder weil  – kein Appetit und nach Hause wollte man das Zeug nicht wieder bringen. Und die Schwester ebenso. Maximal wurde getauscht untereinander. „Was hast denn Du drauf?“  Und kein Mitschüler saß mit Hungerödemen und traurigen Augen „nur“ mit Butterbroten herum. Das war vielleicht so, als Teddy Thälmann noch zur Schule ging, der solidarisch seine Mitschüler fütterte, wie die DDR-Heldenverklärung verlauten ließ. Oder um 1953 bis zum August  1961.

Villa Bacho

Wir waren so arm, damals, wir hatten nicht einmal Stolpersteine zum Polieren. Das ist es, was uns bis heute traumatisiert hat.

Und was heißt, langer Fußweg zur Schule? Hundert Meter? Fünfhundert Meter? Einen Kilometer? Zwei? Darüber hinaus gab es bereits Busverkehr. Wahrscheinlich auch in Sachsen. Oder das Fahrrad. So um 1973. Von Mifa oder Diamant. Wer also in diesen kleinen Dingen „flunkert“, wie kann der erwarten, daß der Rest geglaubt wird? Klar, wurde niemand mit dem Trabi, Wartburg oder Shiguli zur Schule kutschiert, dafür war das Auto viel zu schaden und wer Laufen oder Radeln konnte, tat das auch, gelangweilte Helikoptermütter gab es auch nicht. Die Eltern ließen uns Kindern die lange Leine, Hauptsache, die Hausaufgaben wurden gemacht, das Zeugnis stimmte und was auf dem Dorf so anfiel oder im Haushalt, blieb nicht liegen.

Und das mit der Milch, dem Mehl und den Eiern, die Sonntags Kinderaugen leuchten ließen – , ja, wie, als Kuchen oder Eierkuchen vielleicht, doch nicht als Hauptmahlzeit! Wen wollen die da verscheissern? Gab es keine Kartoffeln, kein Schnitzel, keinen Klops, keine Roulade, keine „Stippe“, keine Bockwurst, keinen Fisch, sondern nur „arme Ritter“? Von welchem Land ist da die Rede? Doch nicht von der DDR ab 1965 und folgende.

Auch 1983 gab es bereits die Deutsche Reichsbahn der DDR mit der man zu Spottpreisen auch von Sachsen an die Ostsee fahren konnte. Auch mit Zelt! Oder als Tramper. Da benötigte man nicht mal einen Ferienplatz des FDGB! Wer als junger Mensch, also vor dem Wehrdienst, noch nicht an der Ostsee war, um das weite, weite Meer zu sehen, es muß ja nicht mal der Balaton gewesen sein, der sollte das im Rückblick nicht in solchem Jammerton vortragen.

Es gab im Übrigen keine NVA-Marinesoldaten, es gab Matrosen, Maate und Offiziere der Volksmarine, selbst im zum Küstenverteidigungsregiment umgemodelten Mot-Schützenregiment. Was jemand, der zum Wehrdienst an Bord oder an Land einberufen wurde, hätte wissen können. Immerhin 18 Monate vertane Lebenszeit mit äußerst kargem Urlaub und wenig Ausgang.   Aber das ist nur ein wenig Erbsenzählerei und, wo es um das Große, Ganze geht, da macht ja ein wenig Seemannsgarn nichts aus. Oder?

Die Wahrheit gesagt hat der Blogbetreiber nur in einem Punkt. Die Bevölkerung der DDR hatte sowohl Heimat, wenn auch sozialistisch, als auch Vaterland und die Jugend wurde dazu angehalten, die Heimat zu schützen und zu verteidigen.

Daß es in der Praxis damit nicht weit her war, die Umweltvernichtung hingenommen wurde, versucht wurde, die DRK, GST und den Wehrdienst zu umgehen, steht dabei auf einem ganz anderen Blatt.

1 Antwort to “Arm aber DDR – Deutsch”


  1. 1 Tante Lisa 15. Juni 2019 um 23:07

    Werter Karl Eduard,

    vielen Dank für den Einblick in den realen Sozialismus, den ich auf der Westseite Restdeutschlands nicht erleben konnte.

    In den Achtziger Jahren bekam ich als Junge beim abendlichen Sport in der Halle beiläufig nur etwas mittels Erlebnisbericht der älteren Sportkameraden im Rahmen des Meinungsaustauschs im Umkleideraum mit, wo sich über Schikanen der Grenzer der DDR bei beruflichen Fahrten von den „alten Bundesländern“ nach Berlin und zurück amüsiert wurde – von wegen Arbeiter- und Bauernstaat und so.

    Was Deine Rezension betrifft, so hat der Verfasser des Fake sich womöglich von der hiesigen allumfassenden Not der jetzt auch auf seinem Territorium ausgedehnten und leider überdies wirkenden Buntenrepublik namens BRD anstecken lassen?

    Der Bettnässer-Notstand und Hirnerhitzungs-Notstand scheint auch bestimmte Verfasser im ach so schönen Sachsen befallen zu haben, könnte man demnach beinahe folgern, wenn hier nicht tatsächlich wohl eher eine böse Absicht dahinter steckte.

    Was so alles in Not stehen muß, bevor ernsthaft ein kommunaler „Klimanotstand“ ausgerufen werden kann.


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