Archiv für 24. August 2010

Psychologische Kriegführung

Deutscher Soldat so sieht dich der Pole. Von Hans Nitram. Die große Masse des polnischen Volkes hat eine hohe Meinung vom deutschen Soldaten und besonders von seiner Führung. Diese Ansicht gründet sich hauptsächlich auf das Erlebnis des Weltkrieges, das in den älteren Generationen noch durchaus lebendig ist. das Verhalten der deutschen Truppen aller Stämme beim Vormarsch im Osten ist noch in aller Erinnerung und lebt in Erzählungen am häuslichen Herd weiter. Die dem Polen geradezu unheimliche Organisationskraft der deutschen Führung, aber auch das disziplinierte Verhalten des einzelnen Soldaten stehen im Denken des Polen an sich fest. Aber auch die Polen aus der Provinz Posen, die im Weltkrieg in deutschen Truppenteilen kämpften, dienen dieser Meinungsbildung. Ist der Pole unter sich und befürchtet er nicht, von den „Höheren“ kontrolliert zu werden, so spricht er verhältnismäßig offen und sehr eingehend über seine Verhältnisse im deutschen Heere, über sein unbedingtes Vertrauen zum deutschen Offizier und über die Art seiner Behandlung durch den deutschen Kameraden. Die herrschende polnische Staatsführung sieht diese Einstellung als eine Gefahr an  und ist bemüht, sie systematisch durch eine verhältnismäßig kurzfristig angelaufene Propaganda zu zerschlagen. Die berüchtigte Schrift des Hauptmann Polesinski  „Der polnische und der deutsche Soldat“ ist bereits bekannt geworden. Um aber die Aktion zu fördern wird der Verfasser von Ort zu Ort geschickt und hält im Offizierskorps, aber auch in der Bevölkerung Vorträge, in denen er die deutsche Armee und den deutschen Soldaten systematisch herabsetzt.

Die Argumente mit denen diese Propaganda geführt wird, sind sehr großzügig – man kann schon sagen, leichtsinnig zusammengesucht, es bestehen gar keine Zweifel darüber, daß der größte Teil des polnischen Volkes diese Art von „Aufklärung“ als das empfindet, was sie in Wirklichkeit ist, nämlich als aus Angst und Unruhe, besonders aber aus schlechtem Gewissen, geborene Propaganda. Aus zuverlässigen Mitteilungen ist bekannt geworden, in welcher Form diese „Aufklärungsaktion“ in der Truppe vor sich geht. Die Truppenoffiziere haben demnach bestimmte Weisungen erhalten, nach denen sie ihren Soldaten die Minderwertigkeit des Deutschen darlegen sollen. Es wird mit folgenden Argumenten hauptsächlich gearbeitet.:

Der deutsche Soldat ist vollkommen verweichlicht. Dies drückt sich schon darin aus, daß es in Deutschland sogenannte „Fürsorgeoffiziere“ gibt, eine Einrichtung, die Polen nicht nötig hat. In Verleugnung der  wirklichen Aufgaben der deutschen Fürsorgeoffiziere, die sich um Unterbringung und Versorgung ausgeschiedener Soldaten zu kümmern haben, wird behauptet, daß diese Organe keine andere Aufgabe kennen, als sich um das leibliche Wohl des Soldaten zu sorgen. Es wäre – so wird weiter behauptet –  es wäre geradezu lächerlich, in welcher Form sich der deutsche Offizier um seine Mannschaften kümmert, um sie bei guter Stimmung zu halten. Besonders beachtlich ist, daß in dieser Propaganda hervorgehoben wird, daß den deutschen Offizieren das Schlagen von Untergebenen ausdrücklich untersagt worden ist. Dies wird als Beweis der deutschen Schwäche und Verweichlichung betrachtet. Es wird weiter behauptet, daß der deutsche Soldat bereits so städtisch verspießert und heruntergekommen wäre, daß es der deutschen Infanterie nicht mehr möglich sei, größere Märsche auszuführen. Durch geheime Anweisungen hätten die deutschen Regimentskommandeure die Weisung erhalten, keinesfalls Märsche über 25 Kilometer mit ihren Truppen zu wagen. Schon beim 25 – Kilometermarsch würden die deutschen Soldaten in einer Art passiven Streik treten, und nur die Hälfte aller Marschierenden würde ein solches Marschziel erreichen. Besonders der Würtemberger, der Bayer und der Österreicher wären völlig unfähig auf diesem Gebiet. Daraus erkläre sich auch die starke deutsche Motorisierung.

Obwohl sonst zu den polnischen Behauptungen im einzelnen nicht Stellung genommen werden braucht, kann hierzu doch nicht die Feststellung unterlassen werden, daß gerade vor kurzer Zeit eine ostmärkische Kompanie aus Wien einen Marsch von 42 Kilometern in 6 Stunden 50 Minuten ohne Ausfall eines einzigen Mannes zurückgelegt hat.  Der deutsche Soldat sei an eine vorzügliche Unterbringung gewöhnt. Die Kasernen glichen Luxushotels. Dies wirke sich aber so aus, daß der Deutsche auch im Manöver seinen Komfort brauche. So würde zwar immer wieder durch höhere Kommandobehörden der Versuch gemacht, während des Manövers einzelne Truppenteile in Zelten biwakieren zu lassen, dies bliebe jedoch immer nur auf dem Papier stehen. In Wirklichkeit wird zwar das Biwak befohlen, aber im letzten Augenblick ziehen die Truppenteile doch in das zunächst gelegene Dorf und aalen sich in den Betten der aufgebrachten Bevölkerung.

Vor dem polnischen Soldaten hätte der deutsche einen unheimlichen Respekt, der sich zum Teil so äußerte, daß bereits in Friedenszeiten der Ruf: „Die Polen kommen!“ zu erheblichen Panikstimmungen in der deutschen Truppe führt. Die deutsche Artillerie wird als besonders minderwertig hingestellt. Die Munition wäre außerordentlich schlecht und die Ausbildung nur darauf gerichtet, einen guten Parademarsch zu machen. Bei einem großen Übungsschießen auf dem „Exerzierplatz Potsdam“ (!) hätte vor einiger Zeit eine Anzahl von deutschen Batterien ein Wirkungsschießen versucht. Das Schießen wäre aber abgebrochen worden, weil kein einziger Schuß auch nur auf 500 Meter in die Näher des Ziels gelangt wäre. Die Mehrzahl der Schüsse wäre in eine Laubenkolonie bei Potsdam gegangen und die Einwohner hätten dagegen lebhaft protestiert.

Die  deutschen Panzerformationen wären lediglich ein Schreckgespenst, sie könnten nur zu Paraden gebraucht werden. Bei den großen Paraden des Naziregimes würden zum Beispiel alle Kampfwagen mit zivilen Kraftwagen bis dicht an das Brandenburger Tor gezogen und dann gelinge es ihnen, einige hundert Meter mit eigener Kraft vor der Führertribüne vorbeizufahren. Nach einer solchen Parade befänden sich aber ganze Regimenter in den Reparaturwerkstätten.

Das wären einige der wesentlichsten Merkmale der polnischen „Aufklärungsaktion“. Ob die Masse des polnischen Volkes und der polnische Soldat sie glauben, beurteilt am besten der deutsche Soldat selbst. .FREIBURGER ZEITUNG Donnerstag, 24. August 1939.

Bilder: „Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion in Kraft“. Schlagzeile der Wiener Volkszeitung. Wiener Bilder : „Der Westwall steht“. 20.08.1939


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