Diktat in der Diktatur

Der Soziologe Klaus Schroeder vom Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität Berlin hat darauf hingewiesen, daß, wenn Eltern im Osten ihren Kindern von Alltagserinnerungen erzählen, oft ein «Weichspülen» der DDR passiere. Es werde nur von positiven Erinnerungen berichtet, der soziale Bereich werde idealisiert, die Diktatur ausgespart.

Eine bahnbrechende Entdeckung, einer schweren Abweichung von Erinnerungsverhalten, die so nur ein Soziologe machen kann, der mangels Eignung nie Waldarbeiter, Klempner oder Dachdecker werden konnte, und seitdem Arbeiten über Binsenweisheiten verfassen muß, um nicht Hungers zu leiden oder an der Ecke um Brot zu betteln. Das ihm im Übrigen gegönnt sei. Ob zukünftig aber nicht nur die Mitarbeiter der Landeszentralen für politische Bildung in die Schulen ausschwärmen, um das Erinnern der Eltern zu korregieren, in den Köpfen der Kinder, sondern auch private Erinnerungskontrolleure, wenn jemand seufzt, daß vor der Einführung des Euro alles besser war, das werden wir bestimmt noch erleben.

Früher war alles besser

5 Antworten to “Diktat in der Diktatur”


  1. 1 Prosemit 18. April 2010 um 06:46

    „Es werde nur von positiven Erinnerungen berichtet, der soziale Bereich werde idealisiert, die Diktatur ausgespart.“

    Was würden wir nur ohne die Soziologen machen!

    Glücklicherweise ist der Mensch so programmiert, dass er in der Regel die schönen Erinnerungen behält und die negativen schnell vergisst.

  2. 2 vakna 18. April 2010 um 08:17

    Na klar, das partielle Vergessen hat den Menschen geholfen, zu überleben.

    Die Vergangenheit kommt sowieso nicht zurück, egal wie man das bedauert und egal, wieviel man davon vergißt.

  3. 3 VolkerStramm 18. April 2010 um 11:19

    Normalerweise habe ich für die Sozialwissenschaftler nur Hohn und Spott übrig – außer bei Klaus Schroeder.
    Der ist einer der wenigen, die mehr zu sagen haben als Krampf gegen Rechts und mehr Frauinnen in Führungspositionen.

    http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/signale/641581/
    http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/630976/
    http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/579861/
    http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesfeuilleton/538181/

  4. 4 vitzliputzli 19. April 2010 um 02:34

    es war ja nun mal nicht alles schlecht in der DDR.

    zum beispiel hatten die mauerbauer immer arbeit. und die mangelverwalter ebenso wie die reiseverhinderer.

    um solche errungenschaften heute noch erleben zu dürfen, muss man schon nach kuba oder nordkorea reisen.

    oder in die nächste irrenanstalt voller napoleons.

    alternativ bietet sich eine walveranstaltung der Linken an.

  5. 5 netzwerkrecherche 19. April 2010 um 07:23

    Man muß aber auch bedenken, daß ein großer Teil der Erinnerungsbildung heute durch die Medien geschieht. Und wer die tausend Sendungen von Guido Knopp oder „Damals in der DDR“ konsumiert und der aus dieser Volksildung entstehenden Diskussionskultur unter Fernsehkonsumenten, welche die ihnen aufoktroyierte Erinnerung gegenseitig bestätigen, denkt irgendwann, höchstpersönlich dabeigewesen zu sein. Man kann Erinnerung manipulieren, auch ins Negative.


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